Mit Michael Fasel, Präsident der Liechtensteiner Jägerschaft, im Gespräch

Seit einiger Zeit schwelt im Fürstentum Liechtenstein ein Konflikt zwischen Wald und Wild, bzw. zwischen Förstern, Grundeigentümern und Jägern. Welches sind aus Ihrer Sicht die Hintergründe dieser Auseinandersetzung?
Dieser Konflikt ist beschränkt auf eine kleine Personengruppe, mit den Förstern im Allgemeinen sehe ich eine gute Zusammenarbeit. Konflikte entstehen meistens dort, wo man zu wenig miteinander redet.

Die Einschätzungen über den Zustand der Wälder in Liechtenstein gehen weit auseinander. Wie und durch wen wird der Zustand erhoben, und wie beurteilen Sie die Lage?
Der Liechtensteiner Wald ist grösstenteils in einem guten Zustand, auch der Schutzwald, hier sehe ich auch wieder von einer kleinen Personengruppe eine Panikmache, die nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen sondern auf zweifelhaften, rein subjektiven Meinungen beruht.

Im Rahmen einer Jagdgesetzänderung, deren Vernehmlassung kürzlich abgeschlossen wurde, sollen staatliche Wildhüter beschäftigt werden, was allerdings sehr umstritten ist. Aus welchen Gründen sollen diese staatlichen Jäger beschäftigt werden und welches wären ihre Aufgaben?
Die Hoffnung, staatliche Wildhüter einzusetzen um den Wildbestand zu reduzieren, beruht auf einer Irrmeinung. Hinter dieser Planung stehen ausschliesslich jagdunkundige Personen, die die wirkliche Lage nicht richtig einschätzen können.

Die staatlichen Wildhüter sollen in der Nacht jagen dürfen und mit technischen Hilfsmitteln wie Nachtsichtgeräten. Wie verträgt sich das mit dem Jagdgesetz, mit dem Tierschutzgesetz und mit der Weidgerechtigkeit?
D
as widerspricht diesen gesetzlichen Forderungen und ist zudem kontraproduktiv. Solche Massnahmen wurden schon in Zusammenarbeit mit dem heute tätigen amtlichen Wildhüter ausprobiert und sind allesamt gescheitert. Zusätzliche Wildschäden durch nächtlich gestörtes Wild sind die Folge.

Im neuen Jagdgesetz soll auch die klassische Revierjagd durch Elemente der Patentjagd ergänzt werden. Ein Hybrid?
Fast eine Quadratur des Kreises, man muss sich für die eine oder andere Form des Jagdsystems entscheiden. Beides verbinden zu wollen ist ein Murks und rechtlich kaum ausführbar.

Wie haben sich die Wildbestände in den letzten Jahrzehnten entwickelt und wie schätzen Sie die künftige Entwicklung ein?
Auf der Webseite der Liechtensteiner Jägerschaft www.fl-jagd.li sind ausführliche Informationen dazu aufgeschaltet. Als Jäger, der seit 35 Jahren in Liechtenstein jagt, weiss ich , die Wildbestände in den letzten 20-30 Jahren drastisch reduziert wurden und sie werden bis heute von den aktiven Jägern auf einem waldverträglichen Niveau gehalten.

Möchten Sie abschliessend noch eine Ergänzung einbringen?
Das bestehende Jagdsystem ist erfolgreich und wird von einigen wenigen Personen bekämpft, deren Grundhaltung nur schwer zu erkennen ist. Zielführend ist sie jedenfalls nicht.