Wachtelhund-Rüde „Nando“ nach der erfolgreichen Wasserarbeit
Eine der anspruchsvollsten Jagdgebrauchshundeprüfungen im deutschsprachigen Raum, die „Prüfung nach dem Schuss“ feiert Jubiläum.
Am Samstag, den 21. August konnte Ulla Eller, Organisatorin und Prüfungsleiterin der 30. Prüfung nach dem Schuss insgesamt vier Hundeführerinnen und Führer mit je einem Deutschen Wachtelhund (DW), einem Deutsch Langhaar (DL), einem Chesapeake-Bay-Retriever (CBR) und einem Deutsch Kurzhaar (DK) zum alljährlichen Höhepunkt der Jagdgebrauchshundeprüfungen rund um Neuburg an der Donau begrüßen. Ebenso breit gefächert wie die Hundeauswahl, war auch die Zusammenstellung der Richtergruppe. Richterobmann Manfred Müller (DL) wurde beim Richten unterstützt von Prüfungsleiterin Ulla Eller (DW), Richter Franz Mayrhörmann (DK) und Richteranwärterin Annabelle Lange (DW). So viel sei vorweggenommen: Sie sahen an diesem Wochenende ausschließlich top vorbereitete Hunde, die sicherlich ein Aushängeschild ihrer Rasse darstellen.
Alle Hundeführer/innen auf einem Bild: v. l. Dennis Kramer mit Hund „Kalief“, Berndt Wengert mit „Nando“, Andrea Zimmermann mit Rüde „Cuno“, Eva Hippeli mit „Hati“
Der Geist von Straß
Die Prüfung nach dem Schuss (PnS), die von der Landesgruppe Oberbayern des Deutschen Wachtelhundvereins abgehalten wird, zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die dort geprüften Hunde absolute Allrounder in der jagdlichen Praxis sein müssen. Gerade die Kombination der vielfältigen jagdnahen Prüfungsfächer macht den Reiz dieser Hundeprüfung aus. Neben einer vollwertigen Verbandsschweißprüfung (VSwPr), absolvieren die Hunde am ersten Prüfungstag auch eine typische Bringtreueprüfung (Btr) auf Fuchs oder Hase, sowie eine 500 m lange Hasenschleppe im Wald. Der zweite Prüfungstag steht dagegen im Zeichen des Federwildes. Zuerst wird das Verlorenbringen einer Ente aus deckungsreichem Gewässer geprüft. Die Schwierigkeit dabei ist, dass ein ca. 100 m breiter strömungsreicher Seitenarm der Donau überquert werden muss, bevor in tiefem Schilf die Stöberleistung sowie das Apportieren bewertet werden kann. Das zweite Fach, eine 100 m lange Federwildschleppe am gegenüberliegenden Ufer eines zweiten Donau-Altwassers birgt wie das erste Prüfungsfach die besondere Schwierigkeit einer extrem hohen Wilddichte aus Enten, Gänsen und Schwänen, die den arbeitenden Hund vor allem im Gehorsam extrem fordert. Gerade die zahlreichen Verleitungsmöglichkeiten machen es dem Hund so schwer, das vorgegebene Zeitlimit von 20 Minuten in beiden Wasserfächern einhalten zu können. Als letztes Prüfungsfach folgt das Frei-Verloren-Bringen von zwei Stück Federwild in hoher Feldflur (meist ein dichter Rübenacker) aus ein- bzw. zweifacher Schrotschussentfernung. Da bei der Prüfung eine solche Breite im Einsatzgebiet nach dem Schuss abverlangt wird, sind vom Hund vor allem Finderwille, Jagdverstand, Ausdauer und Kraft verlangt. Aufgrund der wildreichen Reviere braucht es zudem Nervenstärke und Gehorsam. Kurz gesagt: Um bei dieser Königsdisziplin der Jagdhundeausbildung zu bestehen, braucht es meist ein besonders funktionierendes Zusammenspiel aus Hund und Führer. Mit insgesamt neun Teilnahmen an der Prüfung nach dem Schuss fasste der Rekordteilnehmer und zweimalige Prüfungssieger Joachim Janiesch den „Geist von Straß“ einmal treffend zusammen: „In Straß gut durchzufallen ist mehr wert, als eine andere Prüfung schlecht zu bestehen“. Dass Durchfallen bei der Prüfung nach dem Schuss wahrlich keine Schande ist, zeigt auch die langfristige Statistik. Die Bestehensquote bei dieser anspruchsvollen Hundeprüfung liegt demnach bei knapp 50 Prozent.
Prüfungsausgang
Siegerehrung am historischen Karlsplatz in Neuburg an der Donau
v.l.: Dennis Kramer, Franz Mayrhörmann, Jörg Richter, Prüfungssiegerin Andrea Zimmermann, Manfred Müller, Prüfungsleiterin Ulla Eller, Annabelle Lange, Eva Hippeli, Berndt Wengert
An diesem Wochenende konnten in den Revieren um Straß alle vorgestellten Hunde überzeugen. Lediglich Führer Berndt Wengert mit seinem Wachtelhund-Rüden „Nando vom Löhleshölzle“ hat bei der Schweißarbeit drei Rückrufe erhalten und konnte die Prüfung somit nicht bestehen. Wie es aber auf der Prüfung nach dem Schuss üblich ist, führte auch dieses Gespann dem „Geist von Straß“ entsprechend die Hundeprüfung bis zum Ende durch. Mit hervorragenden Leistungen in den darauffolgenden Fächern konnten sie dennoch zeigen, warum sie zurecht an diesem Wochenende angetreten sind. Die Nase vorn an diesem Wochenende hatte Hundeführerin Andrea Zimmermann mit Ihrem Deutsch Langhaar-Rüden „Cuno von der Berkelaue“, mit vier Jahren auch der jüngste Hund an diesem Prüfungswochenende. Beide überzeugten mit einer fehlerfreien Leistung auf der Schweißfährte (SwI) und vollen Punktzahlen in allen weiteren Fächern. Nach einer beeindruckenden Vorstellung waren sie die absolut verdienten Prüfungssieger. Den zweiten Platz belegte ebenfalls mit SwI und voller Punktzahl Führerin Eva Hippeli mit Ihrem Chesapeake-Bay-Retriever „Sea’nLand Hunter’s Companion“ Rufname „Hati“. Beide überzeugten ebenfalls durch ein beeindruckendes Zusammenspiel aus Hund und Führerin, belegten allerdings nur den zweiten Platz, da im Fach der Bringtreue das Bringen von Hase anstatt Fuchs gewählt wurde. Für die Prüfung nach dem Schuss stellt das ein Binnenkriterium für die letztliche Entscheidung des Prüfungssiegers dar. Lediglich einen Punkt hergeben musste Führer Dennis Kramer mit seinem Deutsch Kurzhaar „Kalief von Königsmark“ beim Verlorenbringen der Ente aus deckungsreichem Gewässer. Dennis Kramer, der genau an diesem Prüfungswochenende zum neuen Vorsitzenden des Verbandsgerichts im JGHV gewählt wurde, hat sich mit seinem Hund Kalief bereits ein Jahr zuvor der Prüfung nach dem Schuss gestellt. Im Vorjahr noch knapp gescheitert, traten sie dieses Jahr getreu dem Ausspruch von Wachtelvater Fries – wiederkommen und besser machen – erneut an. Dabei konnten sie an die starken Leistungen im Vorjahr anknüpfen und diesmal die Prüfung auch erfolgreich beenden. Dennis Kramer hatte mit einer Anreise aus Bremerhaven nicht nur den weitesten Weg, sondern bewegt sich dabei langsam auf den Spuren von Joachim Janiesch, da er mit bereits vier Teilnahmen an der Prüfung nach dem Schuss der häufigste Gast in den vergangenen Jahren war. Umso schöner zu sehen, dass die PnS auch im hohen Norden Deutschlands auf viel Zuspruch stößt.
Geschichte der Prüfung
Die Prüfung nach dem Schuss wird bereits seit 1976 abgehalten. Bernd Rupp hat die Prüfung nach Schweizer Vorbild damals ins Leben gerufen und 16 Jahre lang insgesamt 133 Hunde auf dieser Eliteprüfung für die Verwendung der Jagdgebrauchshunde nach dem Schuss begrüßen dürfen. Prüfungsort waren seit jeher die Reviere um Straß bei Neuburg an der Donau, deren Revierflächen bereits seit über 40 Jahren von den Bayerischen Staatsforsten und dem Grafen von Moy zur Durchführung der Prüfung zur Verfügung gestellt werden. Nachdem die Hundeprüfung ab 1995 insgesamt zehn Jahre nicht mehr abgehalten wurde, entschlossen sich Bernd Rupp und Ulla Eller, die selbst schon mit ihrer Wachtelhündin „Solojäger’s Rebe“ aus der Zucht von Bernd Rupp Prüfungssiegerin auf der Prüfung nach dem Schuss war, die Prüfung erneut aufleben zu lassen. Mit großem Ehrgeiz und Engagement kümmert sich Ulla Eller seit 2006 alljährlich zusammen mit Mitgliedern der Landesgruppe Oberbayern des Vereins Deutscher Wachtelhunde und weiteren Jagd- und Hundefreunden aus dem Neuburger Umland um die Organisation und Durchführung dieser besonderen Jagdhundeprüfung. Seitdem konnten so weitere 55 Hunde auf 14 Prüfungen nach dem Schuss geprüft werden. An der Prüfung teilnehmen können Hunde aller Jagdgebrauchshunderassen, sofern sie mindestens zwei Jahre alt sind und eine bestandene Gebrauchsprüfung nachweisen können. Die Prüfung nach dem Schuss wurde als Sonderprüfung in der Prüfungsordnung des VDW festgelegt. Die zusätzlich geltenden Verbandsprüfungsordnungen werden explizit mitbeachtet. Die PnS ist zwar nicht als typische Verbandsprüfung eingetragen, die dort erbrachten Leistungszeichen VSwPr und Btr jedoch vollumfänglich anerkannt.
Leider muss man sagen, dass die Zahl der Hunde, die entsprechend hochwertig ausgebildet sind, um an der Prüfung nach dem Schuss teilzunehmen, über die Jahre rückläufig ist. Der Teilnehmerkreis setzt sich daher meist aus der Hunde(führer)-Elite aus allen Teilen Deutschlands zusammen.
Hochwertig ausgebildete Hunde als Voraussetzung für eine verantwortungsvolle und tierschutzkonforme Jagd
Zu Gast bei der diesjährigen 30. Prüfung nach dem Schuss war auch Jörg Richter, Landesobmann des Silbernen Bruchs, der die Schirmherrschaft für die Prüfung nach dem Schuss übernimmt. Er nutzte vor allem die Gelegenheit, die Arbeit der Hunde an diesem Tag zu würdigen, die für eine waidgerechte und verantwortungsvolle Jagd unerlässlichen Helfer für uns Jäger. Ein besonderer Dank galt auch noch einmal Ulla Eller, der Verantwortlichen an diesem Wochenende und ihren Mitrichtern sowie zahlreichen Helfern. Um die Jagd auch in Zukunft verantwortungsvoll und tierschutzkonform ausüben zu können, braucht es ausreichend gut ausgebildete Hunde, die vor allem nach dem Schuss ihr Können zeigen, um dem Wild unnötiges Leiden zu ersparen und zur Gewinnung eines hochwertigen Lebensmittels beizutragen. Dies gelingt allerdings nur mit einer breiten Masse an gut ausgebildeten Jagdhunden und an der Hundeausbildung interessierten Jägern. Dass sie hierbei zu den absoluten Profis gehören, zeigten alle vier Hunde mit ihren Führerinnen und Führern an diesem Wochenende. Neben einem herzlichen Glückwunsch und Waidmannsheil an das Siegergespann, gilt der Respekt allen Prüflingen, die sich der Teilnahme an dieser anspruchsvollen Prüfung gestellt haben. Sie alle werden sicherlich viel Freude mit ihren Hunden in der jagdlichen Praxis haben.
Die Organisatoren freuen sich darauf, auch im kommenden Jahr wieder möglichst viele Hunde und ihre Führerinnen und Führer in Straß begrüßen zu können und erneut eindrucksvolle Leistungen von Hunden verschiedenster Jagdgebrauchshunderassen zu erleben.
Bei Interesse melden Sie sich gerne bei der Prüfungsorganisation:
Ulla Eller
Telefon.: 0170 8187778
Mail: ulla.eller63@gmail.com