Uwe Gamradt
….mehr als eine Chronik
-Forstbetriebsgemeinschaft Forstverband Jesteburg 1953 – 2013.
PD-Verlag, Heidenau 2013, 544 Seiten, viele Bilder und Grafiken, € 24.—
Ordensbruder Uwe Gamradt legt hier nach zweijähriger Arbeit ein Buch vor, dass wirklich „…mehr als eine Chronik“ ist. Es ist ein Buch über Wald und Waldeigentümer, über die Geschichte und Entwicklung der Region, über praktische Forstwirtschaft, über Naturschutz, Jagd, Porträts der umsichtig und vorausschauend handelnden Personen und natürlich über die 60 Jahre Forstbetriebsgemeinschaft Forstverband Jesteburg.
Zunächst einige Erläuterungen. Eine Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Waldeigentümern zu einer gemeinsamen Bewirtschaft ihrer Wälder. Die FBG Forstverband Jesteburg ist ein wirtschaftlicher Verein mit Vorstand und Mitgliederversammlung.
Die FBG liegt südlich von Hamburg, im Nordosten der Lüneburger Heide.
Im Gründungsjahr 1953 schlossen sich 107 Mitglieder mit einer Waldfläche von 2.066 ha zu der FBG zusammen. Heute sind es 514 Mitglieder mit 6.290 ha. Schon diese Zahlen zeigen den Erfolg der FBG und dass es viele Waldbesitzer mit kleinen Flächen sind, die hier zusammen arbeiten. Viele Bauernhöfe haben noch einen eigenen, manchmal kleineren, manchmal größeren Waldbesitz, wo eine gemeinsame Bewirtschaftung des Waldes die Arbeit in der Landwirtschaft erleichtert.
Uwe Gamradt war von 1966 – 2006, also 40 Jahre, Revierleiter der FBG und wenn man etwas zwischen den Zeilen liest, dann waren, bei der großen Zahl der Mitglieder mit jeweils eigenem Interesse, seine diplomatischen Künste und sein Verhandlungsgeschick mindestens ebenso wichtig, wie sein forstfachliches Wissen.
Die Fülle der Informationen sprengt natürlich jede Buchbesprechung, man muss es schon selber lesen und dies macht Freude. Solche „Chroniken“ sind ja manchmal sehr trocken und mühselig lesbar. Auch in diesem Sinn ist das Buch „…mehr als eine Chronik“. Uwe gelingt es, die vielen Fakten spannend und fesselnd zu vermitteln, manchmal habe ich nicht aufhören können und bis tief in die Nacht gelesen.
Das Buch ist ein Stück Zeitgeschichte. Wenn ich z.B. die Vereinssatzung von 1953 mit der aktuellen Satzung vergleiche, läuft bei mir ein innerer Film über meine eigenen, fast 60jährigen Erfahrungen mit Vereinen und Vereinssatzungen ab.
Bei 544 Seiten, vielen Bildern aus diesen 60 Jahren und der Fülle der Informationen ist das Buch mit dem Preis von € 24.— gerade zu ein Schnäppchen und wer Interesse an Waldbau und Geschichte einer Region hat, sollte schnell zugreifen.
Zum Schluss will ich noch ein paar Sätze aus dem Grußwort des gegenwärtigen Vorsitzenden, Herrn Detlef Cohrs, Landwirt und Waldeigentümer, zitieren:
„Man ist leicht geneigt, das forstliche Erbe als eine Hinterlassenschaft früherer Geschlechter hinzunehmen, ohne sich bewusst zu sein, dass damit auch eine Verpflichtung verbunden ist. Diese geht weit über die Einhaltung der wenigen gesetzlichen Bestimmungen hinaus und beschränkt sich nicht bloß auf die Walderhaltung, die Nachhaltigkeit der Nutzungen im Wald und das Verbot oder die Bewilligung von Kahlschlägen. Es handelt sich vielmehr um sittliche Verpflichtungen gegenüber der Allgemeinheit und kommenden Geschlechtern. Uns ist der Nutznieß des Walds übertragen, wobei gleichzeitig die Verantwortung erwächst, dass das Erbe ungeschmälert erhalten bleibt, womöglich verbessert wird.“
Nach diesen Worten bleibt wenig zu sagen und man kann Uwe zu dem Buch herzlich gratulieren und der FBG Forstverband Jesteburg noch viele erfolgreiche Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte, wünschen.
Jürgen Rosemund