Oberpfälzer Rotwildtage auf Gut Heringnohe am 10./11. Juni 2023
Präsenz der Stiftung Wald, Wild und Flur in Europa
Die traditionell auf Gut Heringnohe am Rande des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr stattfindende Hegeschau der Hochwildhegegemeinschaften Oberpfalz Nord – Veldensteiner Forst und Oberpfalz Süd ist von der Regierungsbezirksgruppe Oberpfalz des Bayerischen Jagdverbands heuer erstmals als zweitägige Veranstaltung rund um das Rotwild, die Jagd und Natur gestaltet worden. Im Vorfeld hatte der Bezirksvorsitzende Alexander Flierl, MdL, die Stiftung Wald, Wild und Flur in Europa der Landesgruppe Deutschland gebeten, die Veranstaltung bei der Gestaltung des Rahmenprogramms zu unterstützen.
Dieser Bitte sind wir gerne nachgekommen. Unser OB Jürgen Donhauser hatte uns angeboten, in seinem Stand die Roll-Ups der Stiftung aufzustellen und an einem Tisch die Flyer der Stiftung auszulegen. Forst Eibenstein und die Travel Agency haben vornehmlich den Berufsausbildungsbereich (Revierjäger in Deutschland, Bayern und Tirol), den Forst Eibenstein Jäger-Seminarbereich präsentiert (z.B. die Ausbildungsseminare für Hundeführer vor und nach dem Schuss), und auch das Thema Jagd auf Großprädatoren thematisiert. Das Präparat eines kapitalen kroatischen Braunbären war ein Blickfang, der viele Besucher zu unserem gemeinsamen Stand geführt hat. So konnten wir sie auch mit unserer Stiftung bekannt machen.
Das Programm war sehr vielversprechend angekündigt worden: Eröffnung der Rotwildtage durch den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Doch kurz vor Beginn der Veranstaltung war bekannt geworden, dass er nicht kommen würde. Er war mit seinem Stellvertreter in Erding auf einer Demo gegen das Heizungsgesetz. Die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, hat ihn würdig vertreten. Zahlreiche Verbände zeigten ihr Interesse durch ihre Teilnahme; u.a. waren der Bauernverband, der Fischereiverband, der Bayerische Jagdverband, Forstbehörden und sogar der Landesbund für Vogel- und Naturschutz vertreten.
In ihrer Rede sprach Staatsministerin Kaniber das Thema an, das im ländlichen Raum die Menschen am meisten bewegt: den Wolf. Sie fragte, ob wir Deutschen die gleichen Fehler machen sollten, wie andere Länder, oder ob wir nicht besser aus diesen Fehlern lernen sollten. Zu den Rotwildgebieten in Bayern habe sie eine Studie in Auftrag gegeben, um eventuell vorhandene Inzucht-Defekte festzustellen. Darüber hinaus sagte die Staatsministerin, dass für Ministerpräsident Söder und sie der Grundsatz „Wald mit Wild“ gelte.
Am Nachmittag gab es Fachvorträge zum Rotwild. Prof. Andreas König (TU München) referierte über den Großen Amerikanischen Leberegel (Fascioloides magna) und dessen verheerende Auswirkungen auf das Rotwild in der Oberpfalz und im südlichen Oberfranken. Dieser Saugwurm ist Ende des 19. Jahrhunderts mit nordamerikanischen Wapitis und Weißwedelhirschen nach Europa eingeschleppt worden und breitet sich seit etwa zehn Jahren aus Tschechien kommend ins nördliche Bayern, aber auch nach Polen aus. Beim Zwischenwirt des Parasiten, in Europa meistens die Zwergschlammschnecke Galba truncatulla, reichte in den Donauauen bei Wien eine Befallsrate von 0,03 % bis 0,2 %, um einen Befall zwischen 20 % und 100 % bei Rotwild zu verursachen ! Dies macht die Bekämpfung des Großen Amerikanischen Leberegels so schwierig. Derzeit scheint die einzige Möglichkeit, den Parasiten zu bekämpfen, in der drastischen Reduktion der Rothirsch-Population zu liegen. Rehe als sogenannte Irrwirte sterben bereits bei geringstem Befall innerhalb weniger Tage. Dr. Christine Miller vom Verein „Wildes Bayern“ trug anschließend zum Einfluss der großen Beutegreifer auf das Schalenwild vor. Am Beispiel der Göhrde in Niedersachsen zeigte sie, dass Rotwild seine Kerngebiete verlagert habe, nachdem sich in diesem größten zusammenhängenden Mischwaldgebiet Norddeutschlands ein Wolfsrudel etabliert hat. Das Muffelwild-Vorkommen ist bereits erloschen, Damwild wird bald folgen. Frau Miller schlägt u.a. vor, den Schutzstatus des Wolfes zu überprüfen.
Der zweite Tag begann mit einer Messe, umrahmt von den „Oberpfälzer Parforcehornbläsern“. Am Nachmittag stellten dann die beiden Vorsitzenden der Hochwildhegegemeinschaften Oberpfalz-Nord (mit Veldensteiner Forst), Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg, und Oberpfalz-Süd, Manfred Kellner, die Abschusszahlen des vergangenen Jagdjahres vor. Leitender Forstdirektor Ulrich Maushake vom Bundesforstbetrieb Grafenwöhr führte anschließend durch die Hegeschau – heuer zum letzten Mal. Er beschrieb wieder einmal in eindrucksvoller Weise, wie es auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr möglich ist, trotz einer Rotwilddichte von 25 Stück pro 100 Hektar den vorhandenen Wald weitgehend ohne Wildschäden aufwachsen zu lassen. Dies ist möglich durch eine geschickte Lenkung des Rotwilds, eine strenge Reglementierung der Jagd und ausreichend Wildruhezonen. Den Satz „Wo der Wolf jagt, wächst der Wald“ hält er übrigens schlicht für Unfug!